(rad-net) Eigentlich ist es Corona zu verdanken, dass Antonia Niedermaier zum Radsport fand. Denn eigentlich kommt Niedermaier vom Skibergsteigen und Berglauf. Und weil im Sommer 2020 wegen Corona keine Wettkämpfe waren, stieg sie aufs Rad. „Da hat mich dann das Team Mangertseder-Bayern entdeckt und dann bin ich die Saison für die gefahren“, erinnert sich die heute 21-Jährige an ihre Anfänge im Radsport.

Nur ein Jahr später stand sie schon bei internationalen Wettkämpfen im Aufgebot des BDR, gewann bei der Straßen-EM in Trento ihre erste Medaille, wurde Zweite im Einzelzeitfahren der Juniorinnen und krönte die Saison wenig später mit Bronze im Zeitfahren bei den Weltmeisterschaften. Das war die erste Medaille im Nachwuchsbereich der Frauen für den BDR seit zehn Jahren.

Niedermaiers Karriere ist ungewöhnlich, sie ist ein Multitalent und auf Skiern genauso erfolgreich wie auf dem Rennrad. Wie Toni Palzer, der bei Bora-hansgrohe unter Vertrag steht. Im Skibergsteigen und Berglauf hat sie ebenfalls schon internationale Medaillen gesammelt, war Weltmeisterin und Weltcupsiegerin im Nachwuchsbereich. Im Winter wird es sie wieder auf die Bretter ziehen, wenn auch nicht mehr so oft wie früher.

„Ich mache beides gern, im Sommer Radfahren, im Winter auf die Skier gehen,“ sagt die stets fröhliche 21 Jährige, die im bayrischen Bruckmühl aufgewachsen ist, inzwischen aber mit Freund Jakob im österreichischen Lechaschau in Tirol, unweit der deutschen Grenze lebt. Und wenn es die Zeit erlaubt, dann jobbt sie nebenbei als Kellnerin auf der Dürrenberg Alm in Reutte.
Nach ihren Erfolgen im Juniorenbereich nahm sie Ronny Lauke im Team Canyon SRAM unter Vertrag, zunächst in der Nachwuchsmannschaft, inzwischen fährt Niedermaier auch erfolgreich im WorldTour-Team und konnte schon so manches Ausrufezeichen setzen.

Antonia ist eine Kämpferin, die stets alles gibt. Obwohl nur 1,62 groß und knapp 50 Kilogramm leicht ist sie auch in Zeitfahren brillant. Im letzten Jahr gewann sie bei der Straßen-EM in den Niederlanden die Silbermedaille im Kampf gegen die Uhr in der Klasse U23, obwohl ihr die flache Strecke gar nicht lag. Das war nicht einmal fünf Wochen nach dem Triumph in Glasgow, wo sie den WM-Titel im Straßenrennen der U23 gewann. Es war nicht der einzige große internationale Erfolg der 21-Jährigen. Auf der fünften Etappe des Giro Donne düpierte sie die gesamte Konkurrenz und siegte vor dem niederländischen Top-Star Annemiek van Vleuten. In die Gesamtwertung konnte sie nicht mehr eingreifen, weil sie nur einen Tag später stürzte und aufgeben musste. Die Narben erinnerten lange an das Unglück in Italien, sind aber inzwischen verheilt.

Die erfolgreiche Saison 2023 setzte sich in diesem Jahr fort: Sechste in der Tour de Suisse, zwei Medaillen bei den Deutschen Meisterschaften, Silber im Zeitfahren, Bronze im Straßenrennen. Da rückte der Traum von Olympia näher. Ihre Nominierung bestätigte sie auch mit einem starken Auftritt beim Giro der Frauen, den sie am Sonntag mit dem sechsten Gesamtrang beendete.

„Olympia ist der Traum eines jeden Sportlers, und wenn es dann noch so nah ist wie in diesem Jahr ist es besonders cool,“ freut sie sich auf die Spiele, wo sie im Straßenrennen gegen Lotte Kopecky oder Demi Vollering bestehen will und im Zeitfahren eine starke Leistung zeigen will.

Schon in zwei Jahren könnte sie schon wieder bei Olympia starten, denn 2016 wird ihre zweite Sportart, Skibergsteigen olympisch. Vielleicht wird Antonia Niedermaier eine der wenigen Sportlerinnen, die sowohl an Sommer- als auch an Winterspielen teilnehmen wird.

Im Porträt

Antonia Niedermaier privat